6th Stage, 22. Juni: Hov (Gimsøya) – Tromso & Lyngsalpene, 488 km
7th Stage, 23. Juni: Tromso & Lyngsalpene – North Cape, 497km
8th Stage, 24. Juni: North Cape – North Lapland, 538 km
Die taghelle Arctic Circle Partynacht ist zwar vorbei, aber die Magie der weissen Sommernächte hat uns verzaubert. Das Reisetagebuch geht weiter. Zu unserer Dreiergruppe aus Wartburg, Volvo und T4 kommt der quietschtürkisfarbene Sprinter dazu. Da wir auf etwaige Alkoholkontrollen seitens der norwegischen Autoritäten in den Zuwegen unseres Campingplatzes hingewiesen wurden, starten wir eher „etwas später“ in den neuen Tag. Heute gilt es, ein gutes Stück Richtung Norden zurückzulegen. „Arm Wrestling Tournament“ steht als Tagesaufgabe im Roadbook, Armdrücken mit skandinavischen LKW-Fahrern.
Norden, Norden, Norden. Wir passieren am siebten Tag schliesslich den 6875 Meter langen Nordkaptunnel, der 212 Meter unter Meeresgrund liegt. Uns begleitet zuletzt immer wieder ein unsympathisches Motorklingeln aus dem Maschinenraum der ‚Grünen Biene‘. Doch die Abhilfe soll nicht lange dauern. In Honningsvåg liegt für uns zur großen Freude im örtlichen Coop ein Paket aus Deutschland. Wartburgfahrer Sven hat sein Teilelager durchsucht und uns per Expresssendung mit nagelneuen Unterbrecher- und elektronischen Zündungen versorgt. Damit kriegen wir den Zweitakter hoffentlich wieder zum Schnurren. Der Zusammenhalt in der Wartburg-Community ist etwas ganz Besonderes. Und DHL hat hier eine zuverlässige Spitzenleistung erbracht.
Wir erreichen Kirkeporten Camping, unser Kurzenachtquartier in 14 km Entfernung zum Nordkap, dem großen Ziel unserer Tour. Das Nordkap-Plateau ist die weltberühmte 308 m hohe, steile Klippe auf der Insel Magerøya. Sie erstreckt sich mächtig aus der Barentssee und ist der Endpunkt zum Eismeer im Norden. Wir erfahren so nebenbei, dass der eigentliche nördlichste Punkt Kontinentaleuropas nicht das prominente Plateau, sondern Knivskjellodden, eine Landzunge der Insel, sei. Diese liege rund 1380 Meter weiter nördlich… Hmmm… Macht aber nichts. Wir machen ein gemütliches Lagerfeuer, trinken ein wohlverdientes Pilotenbier und steuern gegen Mitternacht die 1978 errichtete Globusskulptur an.
Es ist eine unwirkliche und unvergessliche Nacht. Wir stehen mit unserem Wartburg 353 mit weit über Hundert alten Autos im Stau – am Nordkap, dem nördlichsten und eigentlich einsamsten Ende unseres Kontinents, stundenlang. Es ist 2 Uhr nachts und trotzdem nicht dunkel. Es ist Ende Juni und eigentlich schon Sommer, und doch sind wir – bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – in dicke Wintermontur mit Daunenjacken, langen Unterhosen und Wollmützen gepackt. Die doppelte Lage Socken ist ein Muß. Die Mitternachtssonne legt sich über eine einzigartige kühle und windige Landschaft. Es ist eine traumartige Kulisse und wahrlich surreale Atmosphäre. Die Blechlawine will zum Globus, wo Erinnerungsfotos geschossen werden sollen. Fahrzeug für Fahrzeug. Und das dauert eben. Natürlich ist das Monument normalerweise nicht mit Fahrzeugen erreichbar. Da die ‚Nordkapphallen‘ ihren Ausstellungs- und Shopbetrieb um 1 Uhr in der Früh schließen, war irgendwie und ausnahmsweise dieser unvergessliche Zugang möglich.
Die Hälfte der Strecke liegt nun hinter uns. Die Reise Richtung Süden führt für uns über Russland. So entscheiden wir uns am nächsten Tag für den Abstecher nach Finnland über Väylä und Partakko entlang des Inarijäri, dem drittgrößten See des Landes der Tausend Seen. Am Abend sind wir im norwegischen Kirkenes, unweit vom Grenzübergang Storskog an der Europastraße 105. Während des Kalten Krieges war dies der einzige unmittelbare Landkontakt zwischen der NATO und der Sowjetunion innerhalb Europas.
Die gesamte Fotostrecke gibt es bei formfreu.de. Alle Fotoreihen zur Nachlese findet ihr gebündelt hier .